Montag, 31. Dezember 2007

Abschied...


... von der Weihnachtszeit.
Und vom Jahr.

Schön war's.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Wolle

Ich habe ein Wollknäuel vergessen.
Sein Partner liegt zu 1 1/2 Socken verstrickt neben mir, und zur anderen Hälfte der zweiten Socke wird es nun erst kommen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Besessen wie ich bin durchforstete ich aufgrund dieses tragischen Zwischenfalls alle Schränke des Hauses und fand eine Tüte mit Strumpfwolle. - Und Erinnerungen.
Drei Wollknäule, eines davon angefangen, sowas wie ein Strumpfbündchen, in zwei verschiedenen Strickstilen und-festigkeiten.
Die letzte Wolle meiner Oma, der letzte angefangene Strumpf.
Der Anfang von mir gestrickt, weil sie es schon nicht mehr konnte.
Alles weitere eigentlich auch nicht mehr, die Hände zitterten zu stark.
-
Drei Knäule.
Wie optimistisch.
Zeigen so deutlich, wie sehr meine Mutter und ich uns am Leben dieser Frau festzuklammern versuchten.
Obwohl es zu diesem Zeitpunkt schon so hoffnungslos war.
-
Noch liegt diese wiederentdeckte Wolle neben mir.
Aber bald werde ich sie nutzen.
Auch den gemeinsamen Anfang, der eigentlich ein Ende war, aufribbeln.
Etwas neues daraus machen. In Erinnerung.

Samstag, 22. Dezember 2007

Spontaneität

Alle Sorgen waren grundlos.
- Den Titel des Films musste ich gar nicht wissen, "L-Night" stand auf den Monitoren, und: "ab 18 Jahren", und ich schaltete blitzschnell, dass das die gesuchte Veranstaltung sei.
- Eine Begleiterin brauchte ich ebenfalls nicht, die Kassiererin zählte ungefragt die schräg hinter mir anstehende Frau als zu mir gehörig. *
- Auch vor Filmbeginn benötigte ich keine Begleitung, da ich durch Moderation gut unterhalten wurde.
- Der kartenungemäße aber gutsichtige Sitzplatz brachte mich nicht in Erklärungsnot, meine (beiden) Reihe(n) war(en) noch nichtmal in der Nähe der ausgelosten Gewinnerplätze.
- Taschentücher vermisste ich nicht, der Film fesselte sogar meine Nase. Quasi als Ersatz folgte stattdessen auf jedes Lachen eine Hustensalve.
- Ich hatte nicht zuwenig Geld dabei, da diesmal im Anschluss keine Filme verkauft wurden.
- Mein Aufzug war nicht zu "OhmeinGottschonsospätwennichdahinwillmussichJETZTlos - keineZeitzumumziehen", da sich alle zu kennen schienen und ich feigerweise, nachdem es keine DVDs unauffällig lange mit Umblicken auf die Nebenfrauen anzuschauen gab, sehr bald nach Filmende das Kino verließ.


* Ihre männliche Begleitperson eroberte sie rasch zurück.

Die besondere Empfehlung (I)

Für Spontane, Kurzentschlossene oder schlichtweg Verzweifelte an dieser Stelle eine Geschenkidee: Eine CD, die mir in den letzten Tagen ganz besonders ans Herz gewachsen ist:

"König der Wälder - Der Rothirsch" aus der Edition "Stimmen der Natur" vom Kosmos-Verlag.

Aus dem Booklet: "Welcher der unterschiedlichen Rufe auch vom Männchen abgegeben wird, so nimmt es doch immer eine typische Haltung ein: der Kopf wird erhoben, so daß das Geweih den Rücken fast berührt, das Genick ist nach vorne und aufwärts gerichtet, das Maul ist weit geöffnet und die Lippen sind geschürzt. "

Inhalt:
1. Normales Röhren eines Rothirsches (Cervus elaphus)
2. Kurze, bellende Rufe (Spengruf)
3. Röhren und Husten
4. Kurze, bellende Rufe (Spengruf)
5. Hirschmännchen wirbt um ein Weibchen
6. Kurze, bellende Laute (Spengruf)
7. Hirschkuh frißt in unmittelbarer Nähe
8. Röhren der Hirsche und Rufe von Waldkäuzen (Strix aluco)
9. Röhren während der Markierung des Reviers
10. Jaulende Laute eines Hirschmännchens
11. Röhren der Hirsche, im Hintergrund Rufe des Triels (Burhinus oedicnemus)
12. Kampf zwischen zwei Hirschen
13. Knören (leises Röhren) eines männlichen Hirsches
14. Niesen einer Hirschkuh

Gesamtspieldauer: 50'30''

Dienstag, 11. Dezember 2007

Viechereien

Vor meinem Fenster lebt ein Taubenpärchen.
Meist höre ich nur Gegurre, Rascheln und Kramen.
Manchmal darf ich aber auch beobachten, wie sie auf einem Schornstein sitzen, ganz nah beieinander, und sich ab und an gegenseitig in den Federn schnabeln.

Weniger romantisch ist die Fruchtfliegenplage, die über mich gekommen ist, seitdem die Pflanzentontöpfe ein Nässeproblem haben.
Fliegen im Wasserglas, Fliegen auf dem Brot, Fliegen in der Nase - seit vorgestern 15 Fliegen im Zuckerwasser!

Der Spinne, die seit dem Sommer in meinem Fensterrahmen lebte, habe ich gekündigt.
Das Arbeitsleben ist hart und ungerecht: Wer mit den Fliegen nicht fertig wird, muss gehen.
Bewerbungen tüchtiger Arbeiterinnen und Tipps gegen Staunässe nehme ich dankend an.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Zwiebelsuppe

Zwiebelsuppe war der Anlass, der dazu führte, dass ich Sonntag Nacht von ineinandergestülpten gehäkelten Teekannen träumte, die, auseinandergeschnittenerweise, durcheinanderflogen und versuchten wieder zusammenzufinden. Und sich dabei drehtenunddrehtenunddrehtenund..
Zwiebelsuppe führte ebenfalls dazu, dass ich Montag früh absolut nichts mehr im Magen hatte (oder im Magen behalten konnte) und so unverhofft zu einem freien Tag kam, den ich leider nicht so nutzen konnte, wie ich es unter anderen Umständen getan hätte.
Zwiebelsuppe hielt mich Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag weiterhin beschäftigt.
Zwiebelsuppe möchte ich so bald nicht wieder essen.

Samstag, 1. Dezember 2007

Prioritäten

Das Saallicht geht aus, der Vorhang öffnet sich.
Die Vorstellung beginnt.
Eine Viertelstunde später bricht im Publikum ein Mann zusammen.
Herzinfarkt.
Die Vorstellung wird abgebrochen, das Personal tut sein Bestes, an der Kasse eines weiteren sich im Areal befindlichen Theaters setzt ein Oberarzt dazu an sich ein Ticket zu kaufen, eilt stattdessen zu Hilfe.
Der vor zwei Jahren angeschaffte Defibrilator kommt erstmals zum Einsatz, Rettungswagen samt Notarztwagen sind innerhalb kürzester Zeit vor Ort.

Währenddessen strömt das Publikum zur Theaterkasse und verlangt sein Geld zurück.

Oder besucht die Veranstaltung des anderen Theaters.

Oder beides.

"Oh wie schön, Gertrude, schau mal!"

Hinter mir eine Art abgesenktes Schwimmbecken, vom Rest des Raumes abgetrennt durch ein halbhohes Mäuerchen. Vor mir prachtvoll gedeckte Rundtische.
Sollte mich nur einer der etwa 80 steinreichen, wohlgekleideten und eifrig smalltalkenden Menschen unaufmerksamerweise anrempeln, ist es aus mit mir.
Wenn ich erstmal kippe, dann kippe ich. Falltechnik ist in diesem Raum unpraktischerweise unmöglich. Dank der angeschnallten Standstelzen könnte ich das Mäuerchen ohne gebrochene Beine überstehen, aber spätestens die Absenkung sowie die Dachschräge dürften mir das Genick brechen. In die andere Richtung sind die Unmengen an Glas das Hauptproblem. Trotzdem meine bevorzugte Fallrichtung. Je mehr Menschen ich unter mir begrabe, desto weicher falle ich.
- Erbauliche Gedanken, während ich bestelzt und maskiert im Abendkleid eine Dinnerparty der stuttgarter Oberschicht veredle. 40 Minuten auf dem Fleck stehen, ohne einen Muskel rühren zu können, aufgrund akuten Platzmangels. Kalte eingeschlafene Muskeln erhöhen die Stelzfähigkeit nicht.
Neben mir ein Kollege, der gegen den Drang einzuschlafen ankämpft - bemerkbar an seinen unregelmäßigen Zuckungen.
Drei weitere Kollegen haben den Alternativspielort gewählt: Auf Schwimmbadboden (kleingekachelt und von einer feinen Wasserschicht überzogen) in Dunkelheit und Kälte stehen, immer in der Hoffnung, beim Posen und Gehen nicht auszurutschen.
"Abenteuerauftritt" als Alternative zum Abenteuerurlaub. Der Adrenalinkick für zwischendurch.

Montag, 26. November 2007

Glück

Das grässlichste am Erwachsengewordensein ist das Begreifen, dass jedes Tun Konsequenzen hat: Wenn ich durch den Regen tanze und in Pfützen springe, werde ich den ganzen Tag mit nasser Kleidung herumlaufen müssen und mir vermutlich gleich noch eine Erkältung einfangen.
Welch ungeheures Glück also, nachts nicht weit von zu Hause von einem echten Novembersturmgewitter überfallen zu werden!

Sonntag, 11. November 2007

Ausgespuckt und frisch geduscht

- Mit einem lauten Schmatzgeräusch verschlingt mich die Welt, nur um mich stark mitgenommen und deutlich angesabbert einige Tage später wieder auszuspucken. -

Im aktuellen Fall liegt die Schuld bei einem Inszenierungsprozess, mit all den üblichen Höhen, Tiefen und Verzweiflungstaten, die scheinbar dazugehören.
Nur lerne ich es nie.
Bin immer wieder ein emotionales Wrack, das vor lauter Bau- und Probenstress entweder zombieartig durch die Straßen schlurft oder wie ein aufgeschrecktes Huhn jeden, der es wagt, es anzusprechen, entsetzt und verwirrt anstarrt. Oder anblökt: Die Wolf-im-Schafspelz-Variante.
Köpfe wurden noch nicht abgebissen, aber nah dran war es.
Zum Glück meiner Umwelt erfolgt die Erdung diesmal sogleich, morgen früh geht es für eine Woche ab in den hohen Norden, Natur und Wasser schnuppern.
Runter- und ankommen, und mal wieder die Teile von mir zusammensammeln, die mir im Stress und Chaos verlorengegangen sind.
Auch arbeiten, aber das ist eine andere Geschichte (und die wird ein andermal erzählt werden.)
Ich freue mich.

Oh Schreck, oh Graus!

Sonntag, 4. November 2007

Worte

Manche Worte sind herrlich altertümlich.
Machen gute Laune.
Streicheln die Zunge.
Führen ins Land der Poesie.

"Landebahn" hat einen wunderschönen fließenden Klang.
Vor einigen Wochen las ich das Wort "Balagan", russisch für "Ein fröhliches Chaos in Kopf und Bauch".
Das Hawaiische begeisterte mich schon vor lägerem durch Worte wie "'akihi'" - Fortgehen, ohne auf Wegbeschreibungen zu achten -, "'alo 'alo kiki" - sich schnell bewegen um dem Regen auszuweichen - und "o kala nokonoko" - ein Tag, den man in nervöser Erwartung eines Hustenanfalls zubringt.
Eben stolperte ich über den "Aufmupf". Den ich sofort bildlich vor mir sehe.
Und "eigensinnlich". Mhh..

Langer Einkaufssamstag

Etwas ist neben mir. Ich spüre die Bewegung mehr, als dass ich sie sehe. Ohne dass ich berührt werde.
Langsam - nur nicht die Fassung verlieren! - drehe ich den Kopf nach links, nach unten, erblicke etwas dunkles, längliches.
Noch bevor ich es ganz erkannt habe brüllt es schon los.
Als sei dies ein geheimes Zeichen explodiert eine Bewegungswolke neben mir.
Mutter samt Kinderwagen und Vater mit Fotoapparat am Anschlag verlassen den Platz überstürzt.
"Plus Eins... macht Sechs", addiere ich im Kopf.
Während meine vierbeinige Gefährtin hinter mir die Kinder scharenweise zum Heulen bringt.
Der Kinderschreck!
Aber ich muss zugeben, dass ich die lachenden Kinder eh lieber mag.
Ein kleines Mädchen, das sich ganz dicht vor mich stellt, lächelt, "Hallo" sagt und mir ihre Hand hinstreckt.
Ein Junge und ein Mädchen, die mich fasziniert anstarren und sich immer näher an mich heranpirschen, bis sie endlich nah genug sind, dass Papa ein Foto von ihnen und mir machen kann.
Ein Mädchen, das mich anstrahlt. Nichts weiter. Nur dasteht und strahlt.
Und viele andere.
Schade nur, dass es auch Erwachsene gibt.
In Scharen strömen sie rechts und links, und gerade ich, die stundenlang laufen kann ohne irgendetwas mitzubekommen und generell lieber kleine Nebenwege läuft anstatt sich durchs Gewühl zu schlagen, muss nun, durch Sehschlitze eingeengt, alles auf einmal im Blick behalten.
Laufschneisen erspähen, einschätzen, wer sieht mich und macht Platz, wer sieht mich und bleibt erstarrt stehen, wer kreuzt im Eilschritt von links, wer macht Fotos, wo hängt ein Kabel oder Straßenschild niedrig, wo ist ein Loch im Kopfsteinpflaster, ...
Anstrengend aber schön, und erfolgreich beendet, hoffentlich ohne Erkältungsnachspiel, trotz Abendkleid im November.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Knochenarbeit

1a - Ich öffne die Damentoilettentür. Gehe den Flur entlang. Öffne eine Kabinentür.
Ein Rinderknochenmann starrt mich an.
Ich fliehe.
1b - Ich öffne die Damentoilettentür. Im Gang steht der Regisseur; Jeansoverall, gelbe Gummihandschuhe, Mundschutz, wild fliegende lange Haare.
"So, allet klar!"
Ich fliehe.
1c - Ich öffne die Damentoilettentür. Es riecht nach Chlor.
Misstrauisch nach rechts und links schauend durchquere ich den Flur.
Öffne eine Kabinentür. Inspiziere die Wände und Ablage.
Begebe mich schließlich hinein und schließe erleichtert ab.
2 - Im Flur steht eine Tüte.
Blutige Rinderknochen mit Fleischrückständen befinden sich darin.
3 - Im Flur steht ein Eimer.
An einer Querstange befestigt baumeln halb gereinigte Rinderrippen.
4 - Auf dem Küchentisch liegt eine Tüte.
Ein Knochenvorsprung hat sich durch das Plastik gebohrt und ragt steil in die Luft.
5 - Im Kühlschrank liegt eine Tüte.
Schweineknochen sind darin aufgeschichtet.
6 - Im Kühlschrank steht ein Topf.
Aufgeweichte Schweineknochen schwimmen darin.
7 - Im Tiefkühlfach liegt nichts mehr.
Nachschub wird geholt werden müssen.
8 - In der Werkstatt steht Natronlauge.
Und Desinfektionsmittel.
Und was man noch so zum Entfleischen und Entmarken gebrauchen kann.
Und Putzzeug, um benutzte Werkzeuge zu reinigen.
9 - Im Atelier stehen Knochenmänner- und Frauen.
Seit der Natronlauge fliegen keine Fliegen mehr.
10 - Auf der Telefonliste stehen Metzger, Polizei und Mediziner.
11 - Auf dem Herd stehen Knochen in Töpfen und kochen.
12 - In der Luft liegen vielerlei Gerüche.
Quer durch das ganze Haus.
So haben wenigstens auch andere was davon.

Kochen mit Hortense (II)

"Es ist im Moment nicht viel im Kühlschrank", sagte sie, "etwas Joghurt, glaube ich, und du könntest ein Glas Rollmöpse aufmachen. Ich bin mir sicher, wenn du es versuchst, gibt's eine Katastrophe, aber eigentlich ist es ganz unkompliziert. Der Haupttrick dabei ist, sie nicht auf den Boden zu schmeißen oder Marmelade drüberzukippen."

Douglas Adams - Der elektrische Mönch

Sonntag, 21. Oktober 2007

Ich bin eine böse Frau

"Warum?" schnieft ein kleiner Junge mit Tränen in den Augen.
"Das ist so. Die Frau darf das entscheiden und sie sagt 'Nein'. Ich kann nichts tun." erklärt die Mutter und schaut mich böse an.

So einfach geht das.
Ich bin schuld.
Dass Kartentelefone und die Handlung des Vorreservierens nicht nur erfunden wurden um die sadistische Ader der Kassenfrau einzudämmen sondern tatsächlich Relevanz haben und genutzt werden sollten scheint vielen Eltern fremd zu sein.
Aber macht ja nichts.
Denn da bin ja immernoch ich:
Ich, die böse Frau!

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Herbstmelancholie

Es rauscht, saust und knattert - der Heftigkeit der Geräusche nach könnten genausogut Kühe statt Blätter durch die Luft gewirbelt werden.
-
Ein von Ferne näherkommendes "muUUUUUUUUUUUHHHHH", welches von einem lauten Krachsplitterpeng-Geräusch (zuviele Wände und Fenster im Stuttgarter Westen um ungestört fliegen zu können) beendet wird. Aus den Augenwinkeln ein Hauch von Schwarz-Weiß.
-
Aber woher sollen in Stuttgart Kühe kommen? Ganz zu schweigen von Schafen, die mir persönlich noch lieber wären, allerdings auch weniger beeindruckend sind als fliegende Kühe.

Ein Herbststurm von der Art derer, die sich in just dem Moment ankündigten, in dem ich mein endlich wieder genesenes Fahrrad (die gemeinsamen Flugstunden hatten es deutlich mehr mitgenommen als mich, wofür ich vermutlich dankbar sein kann) startbereit vor das Haus stellte und aufbrechen wollte. Plobb. Plobb. Regentropfen auf der Jacke.
Seitdem regnet es immer, wenn ich versuche Rad zu fahren. Die Rache der zurückgestoßenen VVS?

Um dieses abendliche Gedankenchaos abzuschließen:
In solchen Momenten wie diesem jetzigen vermisse ich mein altes Dachschrägfenster.
Man kann sich in eine Decke wickeln, Kerze rechts, Teetasse links von sich, ein Buch in der Hand, und gedankenversonnen die Welt über sich betrachten während Gegenstände vorbeifliegen, Wolken sich zu ganzen Abenteuer- oder Gute-Nacht-Geschichten formieren, die Nachbarskinder sich im unsichtbaren Raum unter dem Fenster Blödsinn zurufen, und schließlich beobachten und hören, aber nicht spüren, wie es scheinbar auf einen hinunterregnet. Doppdoppdododoppp.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Kochen mit Hortense (I)

Was tun, wenn nicht genug Feinzucker im Haus ist?
Rich-tich! Würfelzucker kleinreiben!

Montag, 15. Oktober 2007

Nachtfreuden

"Also, wenn man sich spät abends einen Film anschaut - die haben ja Werbung! Was die da miteinander machen! Da wird man ja sogar in unserem Alter noch rot!"

Eine ältere Dame in der U-Bahn, kichernd einer Freundin berichtend.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Süchtig

Ein wundervoller Tag.
Ich liebe es, wenn ich nach dem Aufwachen nicht gleich aufstehen muss sondern trödeln darf.
Und im Idealfall sogar noch lesen.
Eine lange Zeit.
Bis mich der Hunger aus dem Bett treibt.
Ja, und so war das heute früh.
Anne Bax, "Wirklich ungeheuer praktisch". Auch bei wiederholtem Lesen sehr amüsant.
Nach ein wenig Hausarbeit und dem Frühstück wollte ich eigentlich nur noch kurz in ein Buch hineinstöbern - Arne Dahl, "Ungeschoren" - und was soll ich sagen.. Diverse Liter Tee, zusammengerechnet etwa eine Tafel Schokolade und ca. 400 Seiten später habe ich das Buch soeben ausbekommen.
Auch eine Art, den Sonntag zu verbringen.
Vielleicht nicht die schlechteste.
Wäre da nicht die "Muss getan werden!" - Liste, die neben mir liegt und mich schon den ganzen Tag böse anstarrt.

("Soll sie doch!" ruft ein freches Stimmchen in meinem Hinterkopf und schielt kichernd zum Bücherregal, auf der Suche nach einer Gute-Nacht-Lektüre.)

Samstag, 13. Oktober 2007

Fliegen lernen

Das nächste Mal bitte ohne Fahrrad.
Danke.

Gedankennotiz am frühen Morgen

Die Kunst besteht darin, sich zuerst winterfest anzuziehen und im Anschluss aufs Herrlichste mit Zahnpasta einzusauen.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Vergangenheitsbewältigung

7.10.

Es gibt neue Comics auf dem Klo.
Stundenlang sitze ich dort und lese.
Es ist kalt, ungemütlich und zugig.
Aber Klo-Comic ist Klo-Comic.

6.10.

Technik die begeistert:

Schleier abkletten und an den Fisch verfüttern.
Maske auf den Scheitel ziehen, Gummiband über den Ohren verkeilen, Knie anwinkeln, Becken absenken, Maske frontal zum Publikum ausrichten, Arme hinter/über dem Rücken knicken.
Kleid über Brust bis zur Taille ziehen, Brustband aus Brustkuhle des Kleides ziehen und hinter dem Hals im ersten Loch zuknöpfen, aufpassen, dass die Schnüre nicht rausfallen oder sich verknoten.
Aufrichten, Kleid mit einem Ruck runterziehen, Gewicht verlagern, linkes Bein aus dem Kleid ziehen und breitbeinkniewinklig aufsetzen, rechtes Bein heben, Kleid über Fuß ziehen, Kleid Richtung Fisch schleudern, das Becken wieder absenken, breitbeinig gewinkelt stehen und bewegen.
Hinter dem Rücken nach den Schnüren tasten, aufziehen, Körper wellenartig zur Lockerung des Netzes bewegen, Schnur zum Fisch werfen, Netz in einer schwungvollen Bewegung zweihändig nach vorne auswerfen, offen schütteln, hochschmeißen, mit dem Kopf durch das Mittelloch tauchen, Arme hinter den Rücken bringen und abknicken.
-
Spielfertig!
(Und das alles in hochhackigen Schuhen..)

4.10.

Der Riese ist fort.
Wo er lag wächst kein Gras mehr, ein untrüglicher Beweis, dass ich mir seine Existenz nicht nur einbildete.
Aber: Fußspuren fehlen. Schleifspuren ebenfalls.
Was geschah?

Freitag, 5. Oktober 2007

Herausforderungen des täglichen Lebens

- nicht jeden, der mich vor dem Frühstück anspricht, anschnauzen
- nach Urlaubsende in ein Kleid passen, das vor dem Urlaub maßgeschneidert wurde
- mehrmals am Tag den neuen Feuersee-Straßenkreisel passieren ohne umgefahren zu werden
- den stehpinkelnden Mitbewohner davon überzeugen, dass Stehpinkeln ein ausreichender Grund ist um zum alleinigen Kloputzer ernannt zu werden
- zwei jeweils 3 Meter lange Bambusstäbe, an deren Ende ein gigantisches Bein befestigt ist, so an der Hüfte austarieren, dass
a) ich nicht umkippe
b) das Bein nicht umkippt oder jemanden (mich eingeschlossen) erschlägt
c) ich das Bein flexibel bewegen kann
d) ich nicht am nächsten Tag schmerzend und unschön blaufleckig bin

- dem Kaktus-Gieß-Drang widerstehen
- innerhalb von 14 Stunden eine Strecke von 1000km zurücklegen und zusätzlich
a) zwei Mal auftreten
b) begreifen, dass 1000km Fahrtstrecke nicht automatisch bedeuten, dass ich eine Reisetasche vollpacken muss oder jemanden zum Pflanzengießen benötige
- in Anwesenheit von Presse nicht auf Herrn Oettinger fallen
a) und besser auch auf niemand anderen
b) evtl. auch nicht in Abwesenheit der Presse

Verfolgungswahn

"Hast du Kinder?"
Nun also auch mein Nachbar.
Rund um mich herum brechen Schwangerschaften aus, sprechen Menschen von Kinderwunsch, erzählen Menschen von ihren Kindern, haben Frauen furchtbare Angst, schwanger zu sein.
Und ich?
Träume des Nachts von Schnellschwangerschaft und halben Fehlgeburten, denn immerhin bringe ich neben großen Mengen Bluts auch einen kerngesunden blondgelockten Kopf zur Welt.
Mein logikvernarrtes Unterbewusstsein stellt mir im Traum sogar noch einen bärtigen jungen Mann vor, der meint, er sei wahrscheinlich der Vater. Dass ich ihn noch nie zuvor gesehen habe scheint ihn nicht im geringsten zu stören. Der Wecker rettet mich vor weiterem.
Und nun reiht sich also auch mein Nachbar ein in den Kinderreigen.
Jede Zeit hat ihr Thema, und dieses Thema tut so, als sei es derzeit meins.
Tja.
Und was fange ich nun damit an?

Mittwoch, 26. September 2007

Selbsterkenntnis

Als ich heute Morgen aufwachte, fand ich die Hälfte meiner Schlafbekleidung ordentlich zusammengelegt rechts und links von mir vor.
Ich komme zu dem Schluss, dass auch ich einen ordnungsliebenden Kern habe.

Die Schwaben und das Theater

"Der Bühnenraum darf nur zum Wäscheaufhängen benützt werden."

Aus der Hausordnung.

Donnerstag, 20. September 2007

Frauenlogik

Auf dem Damenklo:

"Hast du ihm grad wirklich gesagt..?"
- "Naja.. Er soll sich ja nicht ausgeschlossen fühlen, weil, das ist ja blöd wenn wir zwei einfach so aufs Klo gehen und er darf nicht mit. Und da dachte ich halt, bevor er alleine draußen rumsteht und wartet, da kann er doch genausogut auch aufs Klo gehen, dann hat er was zu tun.."

Tagträumerei

An der Ampel warten, Gedanken fernab.
Ampel grün.
Eine Frau kommt entgegen.
Anschauen, Gedanken immernoch weit.
Sie läuft vorbei.
Informationen verknäulen sich, das soeben wahrgenommene Bild setzt sich durch- : Moment mal!
Umdrehen.
Sehen, dass sie genau dasselbe tut. Blicke treffen sich.
Ertappt schnell wegsehen - beide.
Gedanken zoomen aus der Ferne heran, das Zentrum für Humor schaltet sich ein, signalisiert "Du Trottel!", führt zum Grinsen und abermaligen Umdrehen.
Die Frau ist bereits außer Sicht.

Dienstag, 18. September 2007

Nur kurz.

- Wann immer ich das Haus verlasse ist es etwa halb Neun. Ein wunderbares Gefühl der Beständigkeit durchfließt mich.
(Es war trotzdem eine schöne Zeit, als die Kirchturmuhr noch funktionierte.)

- Das Zusammenleben mit Männern verdirbt. Seitdem Comics und andere Schundzeitschriften (derzeit präferiert: Penthouse Juli/07, Schwulst 1/07, Sartre - Geschlossene Gesellschaft, Donald Duck Sonntagscomics Band 1) auf dem Klo ausliegen funktionieren '...nur mal schnell...' und '...gleich wieder da...' nur noch sehr eingeschränkt.

- Wenn X1 Erkältung hat, hat bald auch Mitbewohnerin X2 Erkältung, genauso wie Freunde 1-3 von X1 und Freunde 1-2 von Freund2 von X1 und ... bald auch Mitbewohner X3, der bislang nur lacht!

- Buchwelten, in denen man seine Kindheit verbrachte, können auch viele Jahre später noch gnadenlos zuschlagen. Schlafraubend und Kommunikationsunterbindend.

Sonntag, 16. September 2007

Samstag, 15. September 2007

Reizüberflutung

Der Urlaub neigt sich langsam aber sicher seinem Ende entgegen.
Zurückgekehrt in den Stuttgarter Kessel bin ich bereits seit einigen Tagen, aber nun folgen mir auch noch stückweise sämtliche Arbeitskolleginnen nach!
Plötzlich werde ich zu verschiedensten Anlässen und Vorkommnissen eingeladen, öffne erschreckenderweise auch noch selbst meine Augen gegenüber aktuellen Sommer- und Stadtfesten, Theater- und Kinovorführungen, Vernissagen, Museumsausstellungen, Konzertabenden, Tanz- und Discoabenden. Hinzu kommen neue Programme meiner liebsten Örtlichkeiten und Veranstaltungsreihen; meine eigens für solche Zwecke neuinstallierte Pinnwand bricht schon nach wenigen Minuten halb unter der auf ihr abgeladenen Last (weg von mir!) zusammen - es ist ein Desaster!
Ich erwische mich dabei, wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf meinen Terminplaner zu schauen, haue mir verbal eine runter um aufzuwachen und plane, den heutigen Abend ohne Handy dafür aber mit einer schönen DVD, Schokolade, Tee und dem Strickzeug (wenn es dunkel ist scheint keine Sonne!) vor dem Fernseher gemütlich zu machen.

(Obwohl mich die Neugier eventuell doch noch zu den Fenstern des Sarah scheuchen wird. Wieviele Frauen da wohl reinpassen, wenn sie sich auch noch ein wenig bewegen wollen..?)

Mittwoch, 12. September 2007

Kalt!

Der Winter ist da, die Stricksaison ist eingeläutet.
Wolle, Nadeln, Tee, die Aussicht auf warme Füße - was will man mehr im September?

Mittwoch, 5. September 2007

Hall of Fame

"Nur eins", sagte der Held. "Was?" "Sie müssen wissen..." "Ja?" "Ich bin... Wie soll ich sagen...?" "Was?" "Ich bin..." "Sie sind sehr hungrig, nicht?" "Ich bin Vegetarier." "Ich verstehe nicht." "Ich esse kein Fleisch." "Warum nicht?" "Ich esse es eben nicht." "Wieso essen Sie kein Fleisch?" "Ich esse es eben nicht." "Er isst kein Fleisch", informierte ich Großvater. "Natürlich isst er Fleisch", sagte Großvater. "Natürlich essen Sie Fleisch", informierte ich den Helden. "Nein. Tu ich nicht." "Warum nicht?", erkundigte ich mich noch einmal. "Ich esse es eben nicht. Kein Fleisch." "Schweinefleisch?" "Nein." "Fleisch?" "Kein Fleisch." "Steak?" "Nein." "Huhn?" "Essen Sie Kalb?" "Um Gottes Willen, nein. Absolut kein Kalbfleisch." "Was ist mit Wurst?" "Auch keine Wurst." Ich sagte es zu Großvater, und er schenkte mir einen sehr genervten Blick. "Was ist los mit ihm?", fragte er. "Was ist los mit Ihnen?" fragte ich den Helden. "So bin ich eben", sagte er. "Hamburger?" "Nein." "Zunge?" "Was hat er gesagt, das mit ihm los ist?", fragte Goßvater. "So ist er eben." "Isst er Wurst?" "Nein." "Keine Wurst!" "Nein. Er sagt, er isst keine Wurst." "Wirklich?" "Das sagt er." "Aber Wurst ist..." Ich weiß. Sie essen wirklich keine Wurst?"
- Jonathan Safran Foer, Alles ist erleuchtet

"Es ist doch nur ein winziges zartes Würstchen." (...so in etwa.)
- Miss Minerva Mintons Großmutter

"Immernoch kein Fleisch? Auch nicht mal ein kleines Würstchen?"

- Und so reiht sich nun auch meine Großmutter ein in den großartigen Reigen des Unverständnisses.

Aber: Was ist so toll an Würstchen?

Sonntag, 2. September 2007

Ka(ra)mel(lisi)e(rt)

Gestern hatte ich zum wiederholten Male das Vergnügen, ein Kamel zu erschaffen.
Um jegliche göttlichen Verehrungseuphorien zu mindern muss ich hinzufügen, dass wenig so mühelos vonstatten geht wie die Erschaffung eines Kamels.
Ich habe ganz im Gegenteil eher die Vermutung, dass der Willen der Kamele als Ganzes so stark ist, dass sie jegliche Chance ergreifen, die Entstehung eines weiteren Kameraden ihrer Art anzureizen.
-
Vielleicht mag es aber auch am von mir gewählten Schöpfungsmaterial liegen.
Vielleicht sehnt sich jede Stofffaser, jedes Viskosebüschel, jede Garnrolle, jedes Knopfloch vom Anbeginn der Zeit sehnlichst danach, einmal ein Kamel zu werden?
Vielleicht tun diese Materialien zusammengenommen deshalb alles in ihrer Macht stehende, um unter den Händen ihres Formers zu eben diesem eigenwilligen unhöflichen Vierbeiner zu werden?
-
Ich weise jegliche Vermutung, dass die Kamelentstehung an mir liege, von mir, da ich dieselben Entwicklungen auch schon in anderen Gegenden, Zusammenhängen und Händen beobachten konnte, was nicht selten, ich muss es zugeben, erheblich zu meiner Erheiterung beitrug.
Auch mir selbst wiederfuhr dieses Schicksal schon das ein oder andere Mal, welches nicht selten, ich muss und werde es hier anprangern, zur verstärkten - unsensiblen! - Erheiterung meiner Umwelt beitrug.

Glücklicherweise lehrt die Erfahrung, dass es nur weniger gezielter Schwünge mit der Nadel bedarf, um dem Kamel den Garaus zu machen und doch noch wolpertingerähnliche Wesen verschiedensten Aussehens und Naturells zu erschaffen, doch scheint allein das Phänomen an sich einer Erwähnung wert, und auch die Frage, wieviel des kamelischen Charakters sich in den Neuschöpfungen verbergen könnte, bedarf nach wie vor näherer Erforschung.

Freitag, 31. August 2007

Zurück

Heute kein Meer zum Frühstück.
Dafür gestern eine meditative Nachtfahrt. In kürzester Zeit die Strecke, für die ich mir auf dem Hinweg 2 Wochen Zeit ließ, zurückgelegt.
Und nun habe ich zwar wieder sortierte Haare, warme Füße, trockene Kleidung und Licht rund um die Uhr, aber kein Meer mehr.
Dauerregen versucht mich für den Wasserverlust zu entschädigen. Was zwar lieb gemeint ist, aber..

Regenwolken zu verschenken!
Wer will nochmal, wer hat noch nicht?

Mittwoch, 29. August 2007

Reisetagebuch (IV)

28.08.

Den Tag verschlunzt. Plötzlich fehlen mindestens 5 Stunden.
Ein "F." auf der Landkarte übersehen. Wo eine Straße sein müsste ist das Meer, in Flussform.
Und eine schwimmende Stadt. Sowie eine Blaskapelle, die mindestens eine halbe Stunde lang immer wieder dasselbe Lied spielt.
Ein Mercedes am nächsten, alle fein säuberlich am Straßenrand aufgereiht.
The Return of the Aliens.
Mitten in Warnemünde.


28.08.

Wenn ich all meine Kleidung übereinanderziehe um nicht zu frieren sehe ich aus wie ein Marshmallow.
Wenn ich mich dann einfach so umkippen lasse tut es nicht weh sondern federt wunderbar.
(Wenn ich federe während Menschen an mir vorbeilaufen werde ich komisch angeschaut.)


29.08.

Einschlafen mit dem Blick aufs Meer, schlafen mit Meeresrauschen im Ohr, aufwachen mit dem Blick aufs Meer.
Ich glaube, ich bin im Paradies.


Montag, 27. August 2007

All-Ein sein

100 Schattierungen des Gefühls der Ein-Sam - keit.
Dazu das Meer.
Und die Erfahrung, dass Denken im Simme von "konstruktiv planen" unmöglich ist.
Ich kann noch nichtmal ausdrücken, was ich da eigentlich die ganze Zeit in Kopf und Herzen herumwälze.
Arbeit und Alltag sind ganz weit weg.

Je länger ich unterwegs bin, desto ruhiger werde ich.
Planvoller.
Die "Hast" der ersten Tage verschwindet mehr und mehr, auch der Drang, alles zu sehen, alles mitzunehmen, alles festzuhalten.
Ein wenig, als wäre ein Knoten geplatzt.

(Ich werde es mir dennoch nicht nehmen lassen, nach dem unfreundlichen Buch über Dauercamper ein amüsiertes Buch über Internetcafes zu schreiben, dicht gefolgt von einem begeisterten Buch über Kinder am Meer und einer hochwissenschaftlichen Abhandlung über Campingplatztoiletten- und duschschlüssel.)

Donnerstag, 23. August 2007

Reisetagebuch (III)

22.08.

"Puppendoktor" ragt aus der Wand, ein verrußter Puppenkopf mit angeschimmelten Haaren hängt daran. Etwas weiter rechts ein weiteres Schild: "Tabakmuseum", rechts und links eingesäumt von verrosteten Blechpfeifen. Und abermals weiter rechts zwei metallene, sich an den Händen haltende Kinder, die auf den vom Haus abstehenden Schriftzug "Spielzeugmuseum" zulaufen.
In den Fenstern noch mehr Schilder. "Zu Verkaufen." Mit modernem Logo und aktueller Telefonnummer.
Minus ein Kindheitswunder.
Ich könnte heulen.
In der Tür sitzt eine gelbgetigerte Katze und putzt sich.


22.08.

"Macht es dran! Macht es dran!!"
- "Wie denn?"
"Mit 'ner Schleife!"
- "Aber wie??"
"Seid doch nicht dumm!"

Sehe ich richtig? In Filmen sah ich sowas, in Büchern las ich davon, aber in der Realität?
Ich bleibe stehen, zwicke mich vorsichtshalber in den Arm, und starre sie an:
Ein Mädchen an einem Fenster im 3. Stock, zwei Mädchen auf der Straße, und zwischen ihnen aneinandergeknüpfte Bettlaken!
Und - Entdeckt! Alle drei stoppen in ihrer Aktion und starren nun ihrerseits mich an.
Verdammt!
Ich lächle sie versuchshalber an, aber sie starren nur abweisend weiter.
Wohl oder übel gehe ich weiter. Nun bleibt es allein meiner Imagination überlassen, was sie dort warum und mit welchem Ergebnis taten.

Mittwoch, 22. August 2007

Reisetagebuch (II)

21.08.

Sollte ich in den nächsten Wochen ein Buch schreiben, so wird es über Dauercamper sein.
Und nicht freundlich.


22.08.

In Husum am Hafen sitzen und mich tatsächlich wie in einem Hafen fühlen - angekommen. Die Stadt, in der ich mich schon lange nicht mehr verlaufen kann, egal wie sehr ich es versuche, weil ich als Kind jeden Sommer hier verbrachte. Das Dunkelgrün ist in Spaziergangentfernung fertig installiert und angeleint, meine 5qm (Tatsache, hier bezahlt man nach qm!) für zwei Nächte reserviert.
Jetzt muss ich nur noch aufpassen, dass ich auch andere als die nostalgiebefleckten Kindheitswege entlangwandere. Auch wenn natürlich überprüft werden muss, ob sich alles noch am rechten Fleck befindet!


22.08.

Wenn ich nicht aufpasse fällt mich die Unruhe rücklings an, überfraut mich und ich hüpfe wie ein besessenes Huhn durch die verregneten Straßen, laut sinnlose Lieder herauströtend.
-
"Allein? Ist das nicht langweilig?" fragten mich die letzten Tage zunehmend mehr Menschen.
Nein. Schon allein diese Frage von so vielen so unterschiedlichen Menschen gestellt amüsiert mich eine ganze Weile und zeigt mir, dass ich doch erstaunlich kontaktfreudig bin.
Einfach ist es trotz nichtvorhandener Langeweile dennoch nicht immer.
Aber schön ists!

So ist das also.

Der Elefantenrüssel des Elefantenrüsselfisches befindet sich an dessen Kinn.
Der Elefantenrüsselfisch sieht durch den Elefantenrüssel an seinem Kinn.
Damit auch die Beleuchtung stimmt blinkt er mehrere Male pro Sekunde mit seinem Schwanz.

- Ich dachte nur, ihr solltet es auch wissen.

Montag, 20. August 2007

Halluzinationen. Hoffe ich.

19.08.

"Im Winter ist das aaaaaaaallles überflutet!" erklärt ein Mädchen enthusiastisch seiner Mutter und zeigt auf mein Heimatpolyester.


20.08.

Kaum wohlbehalten an meinem Heimatpolyester angekommen (Dunkelgrün ist eine gemeine Farbe auf grünem Rasen bei Nacht!), ziehen die chinesischen Pavillons meine Aufmerksamkeit auf sich.
Sie leuchten rot, blinken in Orangetönen und geben Brummgeräusche von sich.
- Ich entschließe mich, ganz schnell das Sammelbad aufzusuchen.
Als ich wieder gefasst und mit blitzblanken Zähnen zurückkehre hat sich das Brummen etwas gesteigert.
Ich entkomme dem Abheben des Ufos durch die Flucht ins Dunkelgrün.
Als ich aufwache sind es wieder harmlose chinesische Pavillons am Meereshorizont.

(Hilfe?)



Sonntag, 19. August 2007

Aus aktuellem Anlass

Die Bevölkerung von Butjardingen Burhave ist nicht ausgestorben.
Sie befindet sich samt den örtlichen Touristen in einer Bowling-GoCart-Flipper-Carrerabahn-Kletterwand-Kugelraum-Imbiss-Flugdrachen-Inlineskate-Disco - Halle.
Mit Internetterminal.
Was der Grund ist, aus dem auch ich mich hier eingefunden habe.

(Entschuldigt meine Kommentarbeantwortfaulheit, ich gelobe Besserung, aber nicht mehr heute. Hinter mir ballt sich eine Gruppe ortsansässiger Jugendlicher zusammen, die bereits seit etwa zehn Minuten meinen Niedergang zu planen scheint... (Ja, ich habe zugegebenermaßen auch etwas Angst, im baldigen Dunkel mein Heimatpolyester nicht mehr wiederzufinden.)
Eigentlich wollte ich auch nur erwähnt haben, dass ich mich sehr über eure Kommentare freue und amüsiere.
Danke!)

Reisetagebuch (I)

15.08.

Zuletzt rannte ich beim Anblick des Meeres los und stürzte mich in die Wellen, ohne Rücksicht auf Kleidung, Frisur oder ähnliches.
Heute krempelte ich jegliche gefährdete Kleidung so hoch wie möglich und näherte mich dem Meer schrittchenweise bis auf Millimeter der Kleidungsgrenze - um dann auszurutschen und doch wieder komplett nass zu sein, nur komplizierter.
Nennt man das "Erwachsen werden"?


15.08.

"Ist dein Klo auch so klein?" - Meine Mutter hat das Kinderklo gefunden.
"Ach, Tatsache, da steht`s auch dran!"


17.08.

Es ist geschehen. Ein Buch hat mich geknackt. So geheult hab ich schon länger nicht mehr beim Enden eines Buches. Daher nun die Empfehlung: Nicole Krauss - Die Geschichte der Liebe.
Claire, danke dir :)


17.08.

Winddichte Regenjacken vermitteln ein ganz eigenes Gefühl von Geborgenheit.


17.08.

In Fahrrädern kann man nicht schlafen. Wunderbar sind sie trotrzdem.


18.08.

Sich ins Bett legen und jemanden schnurren hören, leichte Vibrationen spüren. Wissen, da darf niemand sein, da KANN niemand sein.
Steif und mucksmäuschenstill liegen und langsam, um KEINE PANIK! bemüht, bis 21 zählen.
Ins Gedächtnis das Wissen um den umseitig stehenden Kühlschrank tröpfeln lassen. Aufatmen.
Dann: Entspannen.
Und sich der Vorstellung einer mit im Bett liegenden Katze erfreuen, die einen langsam aber sicher in den Schlaf schnurrt.


19.08.

Ich bin mir sicher, dass sie das Fernrohr nur gebaut haben, damit man die chinesischen Pavillons am Meereshorizont besser hinterfragen kann.
Aber nicht mit mir!
Ich verkneife mir den allzu realitätsgebundenen Erklärungszwang und spare so nicht nur 50 Cent, sondern werde auch noch mit einem Schwarm vorbeiziehender Kraniche belohnt. -
Nur die hinter mir grasenden Schafe passen nicht so ganz ins Bild.

Dienstag, 14. August 2007

Kulturunterschied

Nordtoiletten sind niedriger als Südtoiletten.
Ein Ergebnis des Höhenunterschieds ist das Gefühl ellenlanger Beine während des Klogangs, der in interessanter Bodennähe stattfindet.
Ein anderes Ergebnis ist ein ungutes Fallgefühl auf den letzten paar Zentimetern vor Erreichen der Klobrille, wenn die eingespeicherte Höhe einfach nicht zutrifft.

Sonntag, 12. August 2007

Wo...?

Ich entpacke meinen Koffer und ich finde vor:

- 8 Bücher
- 5 Leinenhosen
- sehr viel ungewaschene Handwäsche
- zermatschte Weintrauben
- keine Süßigkeiten

Irgendwas ist da heute früh beim Packen wohl schiefgelaufen..

"Heimat"

Ankommen. Gar nicht so genau hinschauen wollen. Aber muss ich auch nicht: Umgerannt werden von einem kleinen schwarzen Blitz, der sich nicht zwischen Ärger und Euphorie entscheiden kann und deshalb schnurrmeckernd um micht herumspringt. Hinsetzen und alle Tiraden über mich ergehen lassen bis zur Beruhigung und gegenseitigen Bekuschlung.
Störung der Wiedersehensfreuden durch meine Mutter, Betreten des Hauses.
Verwunderung darüber, wie fremd es ist. Hier lebte ich viele Jahre, und nun fühle ich mich wieder einmal mehr fremd denn heimisch, eher erdrückt als geborgen.
Durch den Flur wandern, den Blick schweifen lassen. Den objektiven Blick.
Irgendwo im Hinterkopf die Erinnerung an tausende von Gängen durch diesen Flur in den unterschiedlichsten Situationen und Emotionen, aber nun -
Weitergehen ins Wohnzimmer, Änderungen gezeigt bekommen. Gleichgültigkeit spüren.
Hinsetzen, reden, und plötzlich Nichtmehrsitzenkönnen, Nichtmehrredenkönnen, der unbändige Drang zu Rennenrennenrennen, einmal mit dem Fahrrad über alle Berghügel Stuttgarts jagen, erschöpft umkippen um dann bittebitte an einem Ort zu erwachen, der sich gut anfühlt.
Kaum zwei Stunden dort und schon Fernweh.
Manche Dinge sind nicht erklärbar, fühlen sich aber unsäglich mies an.
Praktisch bloß, dass es in 1 1/2 Tagen eh weiter geht, weiter in den Norden, an das Meer!

Nebenbei gesagt: Mitfahrzentrale.de
So lernte ich heute in knapp sechs Stunden mehr über Fahrzeugdesign als ich je zu vermuten gedachte und machte außerdem Bekanntschaft mit einer Namibianerin, die in 3 Monaten Auslandsvisumszeit mehr oder minder ganz Europa bereist und vielerlei Dinge als sehr merkwürdig erachtet.

Mittwoch, 8. August 2007

Vorkehrungen

"Darf Wurst in euren Kühlschrank? Ich hab gestern mit Erschrecken festgestellt, dass ich eine ganze Kühlschranketage voll habe."

"Hast du eine Zitronenpresse?"
- "Ja."
"Eine schöne?"
- "Ja."
"Scheiße. Ich trink doch so gerne Zitronenwasser, da hab ich dir gleich eine gekauft. ... Na gut, dann lass ich sie halt hier. Aber Zitronen bringe ich mit, ja?"

"Darf ich auf der obersten Treppenstufe rauchen? Ich meine, immer für jede Zigarette 4 Stockwerke runterlaufen, ... Nein, das mache ich nicht!"

"Habt ihr einen Aschenbecher?"

"Habt ihr Margarine? Sonst bringe ich meine mit, ich ess' ja keine Butter mehr."

"Ist es euch egal, welche Farbe eure Kaffeefilter haben? Ich hab hier noch soviele braune, und die mag ich nicht, die könnte ich euch schenken. Wenn ich zu Besuch bin ist es mir ja egal welche Farbe die Filter haben. ... Hm, schon albern."

"Habt ihr eigentlich eine Badezimmertür?"
- "Nein"
"... Wie duscht ihr dann?"
- "Wir machen Geräusche und stellen uns nah an die Badewanne wenn wir nackt sind. Solange darf halt niemand in die Küche."
" . . . "


In anderen Worten:
Meine Mutter kommt ab morgen 3 Tage lang zu Besuch.

Grund genug, ihr ein paar Regal- und Kühlschrankfächer freizuräumen.

Beginn

Jedes Ding hat einen Anfang.
Und dieser Blog fängt nicht hier, sondern schon in Miss Kitty Hunters Kommentarliste an.
Mit einem Stöckchen.
Welches sich hier nun noch einmal wiederholen soll. Einfach der Vollständigkeit halber:

* Jeder, der das Stöckchen beantwortet, listet acht Fakten über sich selbst auf.
* Der das Stöckchen zugeworfen bekommt, übernimmt die Regeln mit in den Beitrag.
* Man wirft das Stöckchen an acht weitere Personen.
* Letztendlich schreibt man diesen Personen einen Kommentar, wenn sie den Stöckchen-Beitrag veröffentlicht haben.


8 Fakten über Hortense:

- Hat grad ihre Wohnung fast komplett abgerissen und wieder aufgebaut und wohnt nun endlich wieder ruhig in Stuttgart - ist aber keine Schwäbin!
- Lebt als Rad- und Autofahrerin im ständigen Gewissenskonflikt, welche der beiden Gruppierungen sie mehr beschimpfen sollte
- Tritt Minerva gerne auf deren Tanzschuhen herum
- Hat vielleicht doch schon Parallelwelten gefunden. Falls ja, lebt sie in ca. 74 1/2 davon.
- Liebt Frauen
- Belächelt leicht irritiert den Glauben, als Puppenspielerin nicht nur gutaussehend, sondern auch noch reich und berühmt zu werden
- Glaubt dafür an das Glück
- Kann sich ein Leben ohne Meer, Katzen, Geschichten und Humor nicht vorstellen