Montag, 31. Dezember 2007

Abschied...


... von der Weihnachtszeit.
Und vom Jahr.

Schön war's.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Wolle

Ich habe ein Wollknäuel vergessen.
Sein Partner liegt zu 1 1/2 Socken verstrickt neben mir, und zur anderen Hälfte der zweiten Socke wird es nun erst kommen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Besessen wie ich bin durchforstete ich aufgrund dieses tragischen Zwischenfalls alle Schränke des Hauses und fand eine Tüte mit Strumpfwolle. - Und Erinnerungen.
Drei Wollknäule, eines davon angefangen, sowas wie ein Strumpfbündchen, in zwei verschiedenen Strickstilen und-festigkeiten.
Die letzte Wolle meiner Oma, der letzte angefangene Strumpf.
Der Anfang von mir gestrickt, weil sie es schon nicht mehr konnte.
Alles weitere eigentlich auch nicht mehr, die Hände zitterten zu stark.
-
Drei Knäule.
Wie optimistisch.
Zeigen so deutlich, wie sehr meine Mutter und ich uns am Leben dieser Frau festzuklammern versuchten.
Obwohl es zu diesem Zeitpunkt schon so hoffnungslos war.
-
Noch liegt diese wiederentdeckte Wolle neben mir.
Aber bald werde ich sie nutzen.
Auch den gemeinsamen Anfang, der eigentlich ein Ende war, aufribbeln.
Etwas neues daraus machen. In Erinnerung.

Samstag, 22. Dezember 2007

Spontaneität

Alle Sorgen waren grundlos.
- Den Titel des Films musste ich gar nicht wissen, "L-Night" stand auf den Monitoren, und: "ab 18 Jahren", und ich schaltete blitzschnell, dass das die gesuchte Veranstaltung sei.
- Eine Begleiterin brauchte ich ebenfalls nicht, die Kassiererin zählte ungefragt die schräg hinter mir anstehende Frau als zu mir gehörig. *
- Auch vor Filmbeginn benötigte ich keine Begleitung, da ich durch Moderation gut unterhalten wurde.
- Der kartenungemäße aber gutsichtige Sitzplatz brachte mich nicht in Erklärungsnot, meine (beiden) Reihe(n) war(en) noch nichtmal in der Nähe der ausgelosten Gewinnerplätze.
- Taschentücher vermisste ich nicht, der Film fesselte sogar meine Nase. Quasi als Ersatz folgte stattdessen auf jedes Lachen eine Hustensalve.
- Ich hatte nicht zuwenig Geld dabei, da diesmal im Anschluss keine Filme verkauft wurden.
- Mein Aufzug war nicht zu "OhmeinGottschonsospätwennichdahinwillmussichJETZTlos - keineZeitzumumziehen", da sich alle zu kennen schienen und ich feigerweise, nachdem es keine DVDs unauffällig lange mit Umblicken auf die Nebenfrauen anzuschauen gab, sehr bald nach Filmende das Kino verließ.


* Ihre männliche Begleitperson eroberte sie rasch zurück.

Die besondere Empfehlung (I)

Für Spontane, Kurzentschlossene oder schlichtweg Verzweifelte an dieser Stelle eine Geschenkidee: Eine CD, die mir in den letzten Tagen ganz besonders ans Herz gewachsen ist:

"König der Wälder - Der Rothirsch" aus der Edition "Stimmen der Natur" vom Kosmos-Verlag.

Aus dem Booklet: "Welcher der unterschiedlichen Rufe auch vom Männchen abgegeben wird, so nimmt es doch immer eine typische Haltung ein: der Kopf wird erhoben, so daß das Geweih den Rücken fast berührt, das Genick ist nach vorne und aufwärts gerichtet, das Maul ist weit geöffnet und die Lippen sind geschürzt. "

Inhalt:
1. Normales Röhren eines Rothirsches (Cervus elaphus)
2. Kurze, bellende Rufe (Spengruf)
3. Röhren und Husten
4. Kurze, bellende Rufe (Spengruf)
5. Hirschmännchen wirbt um ein Weibchen
6. Kurze, bellende Laute (Spengruf)
7. Hirschkuh frißt in unmittelbarer Nähe
8. Röhren der Hirsche und Rufe von Waldkäuzen (Strix aluco)
9. Röhren während der Markierung des Reviers
10. Jaulende Laute eines Hirschmännchens
11. Röhren der Hirsche, im Hintergrund Rufe des Triels (Burhinus oedicnemus)
12. Kampf zwischen zwei Hirschen
13. Knören (leises Röhren) eines männlichen Hirsches
14. Niesen einer Hirschkuh

Gesamtspieldauer: 50'30''

Dienstag, 11. Dezember 2007

Viechereien

Vor meinem Fenster lebt ein Taubenpärchen.
Meist höre ich nur Gegurre, Rascheln und Kramen.
Manchmal darf ich aber auch beobachten, wie sie auf einem Schornstein sitzen, ganz nah beieinander, und sich ab und an gegenseitig in den Federn schnabeln.

Weniger romantisch ist die Fruchtfliegenplage, die über mich gekommen ist, seitdem die Pflanzentontöpfe ein Nässeproblem haben.
Fliegen im Wasserglas, Fliegen auf dem Brot, Fliegen in der Nase - seit vorgestern 15 Fliegen im Zuckerwasser!

Der Spinne, die seit dem Sommer in meinem Fensterrahmen lebte, habe ich gekündigt.
Das Arbeitsleben ist hart und ungerecht: Wer mit den Fliegen nicht fertig wird, muss gehen.
Bewerbungen tüchtiger Arbeiterinnen und Tipps gegen Staunässe nehme ich dankend an.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Zwiebelsuppe

Zwiebelsuppe war der Anlass, der dazu führte, dass ich Sonntag Nacht von ineinandergestülpten gehäkelten Teekannen träumte, die, auseinandergeschnittenerweise, durcheinanderflogen und versuchten wieder zusammenzufinden. Und sich dabei drehtenunddrehtenunddrehtenund..
Zwiebelsuppe führte ebenfalls dazu, dass ich Montag früh absolut nichts mehr im Magen hatte (oder im Magen behalten konnte) und so unverhofft zu einem freien Tag kam, den ich leider nicht so nutzen konnte, wie ich es unter anderen Umständen getan hätte.
Zwiebelsuppe hielt mich Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag weiterhin beschäftigt.
Zwiebelsuppe möchte ich so bald nicht wieder essen.

Samstag, 1. Dezember 2007

Prioritäten

Das Saallicht geht aus, der Vorhang öffnet sich.
Die Vorstellung beginnt.
Eine Viertelstunde später bricht im Publikum ein Mann zusammen.
Herzinfarkt.
Die Vorstellung wird abgebrochen, das Personal tut sein Bestes, an der Kasse eines weiteren sich im Areal befindlichen Theaters setzt ein Oberarzt dazu an sich ein Ticket zu kaufen, eilt stattdessen zu Hilfe.
Der vor zwei Jahren angeschaffte Defibrilator kommt erstmals zum Einsatz, Rettungswagen samt Notarztwagen sind innerhalb kürzester Zeit vor Ort.

Währenddessen strömt das Publikum zur Theaterkasse und verlangt sein Geld zurück.

Oder besucht die Veranstaltung des anderen Theaters.

Oder beides.

"Oh wie schön, Gertrude, schau mal!"

Hinter mir eine Art abgesenktes Schwimmbecken, vom Rest des Raumes abgetrennt durch ein halbhohes Mäuerchen. Vor mir prachtvoll gedeckte Rundtische.
Sollte mich nur einer der etwa 80 steinreichen, wohlgekleideten und eifrig smalltalkenden Menschen unaufmerksamerweise anrempeln, ist es aus mit mir.
Wenn ich erstmal kippe, dann kippe ich. Falltechnik ist in diesem Raum unpraktischerweise unmöglich. Dank der angeschnallten Standstelzen könnte ich das Mäuerchen ohne gebrochene Beine überstehen, aber spätestens die Absenkung sowie die Dachschräge dürften mir das Genick brechen. In die andere Richtung sind die Unmengen an Glas das Hauptproblem. Trotzdem meine bevorzugte Fallrichtung. Je mehr Menschen ich unter mir begrabe, desto weicher falle ich.
- Erbauliche Gedanken, während ich bestelzt und maskiert im Abendkleid eine Dinnerparty der stuttgarter Oberschicht veredle. 40 Minuten auf dem Fleck stehen, ohne einen Muskel rühren zu können, aufgrund akuten Platzmangels. Kalte eingeschlafene Muskeln erhöhen die Stelzfähigkeit nicht.
Neben mir ein Kollege, der gegen den Drang einzuschlafen ankämpft - bemerkbar an seinen unregelmäßigen Zuckungen.
Drei weitere Kollegen haben den Alternativspielort gewählt: Auf Schwimmbadboden (kleingekachelt und von einer feinen Wasserschicht überzogen) in Dunkelheit und Kälte stehen, immer in der Hoffnung, beim Posen und Gehen nicht auszurutschen.
"Abenteuerauftritt" als Alternative zum Abenteuerurlaub. Der Adrenalinkick für zwischendurch.