Montag, 26. November 2007

Glück

Das grässlichste am Erwachsengewordensein ist das Begreifen, dass jedes Tun Konsequenzen hat: Wenn ich durch den Regen tanze und in Pfützen springe, werde ich den ganzen Tag mit nasser Kleidung herumlaufen müssen und mir vermutlich gleich noch eine Erkältung einfangen.
Welch ungeheures Glück also, nachts nicht weit von zu Hause von einem echten Novembersturmgewitter überfallen zu werden!

Sonntag, 11. November 2007

Ausgespuckt und frisch geduscht

- Mit einem lauten Schmatzgeräusch verschlingt mich die Welt, nur um mich stark mitgenommen und deutlich angesabbert einige Tage später wieder auszuspucken. -

Im aktuellen Fall liegt die Schuld bei einem Inszenierungsprozess, mit all den üblichen Höhen, Tiefen und Verzweiflungstaten, die scheinbar dazugehören.
Nur lerne ich es nie.
Bin immer wieder ein emotionales Wrack, das vor lauter Bau- und Probenstress entweder zombieartig durch die Straßen schlurft oder wie ein aufgeschrecktes Huhn jeden, der es wagt, es anzusprechen, entsetzt und verwirrt anstarrt. Oder anblökt: Die Wolf-im-Schafspelz-Variante.
Köpfe wurden noch nicht abgebissen, aber nah dran war es.
Zum Glück meiner Umwelt erfolgt die Erdung diesmal sogleich, morgen früh geht es für eine Woche ab in den hohen Norden, Natur und Wasser schnuppern.
Runter- und ankommen, und mal wieder die Teile von mir zusammensammeln, die mir im Stress und Chaos verlorengegangen sind.
Auch arbeiten, aber das ist eine andere Geschichte (und die wird ein andermal erzählt werden.)
Ich freue mich.

Oh Schreck, oh Graus!

Sonntag, 4. November 2007

Worte

Manche Worte sind herrlich altertümlich.
Machen gute Laune.
Streicheln die Zunge.
Führen ins Land der Poesie.

"Landebahn" hat einen wunderschönen fließenden Klang.
Vor einigen Wochen las ich das Wort "Balagan", russisch für "Ein fröhliches Chaos in Kopf und Bauch".
Das Hawaiische begeisterte mich schon vor lägerem durch Worte wie "'akihi'" - Fortgehen, ohne auf Wegbeschreibungen zu achten -, "'alo 'alo kiki" - sich schnell bewegen um dem Regen auszuweichen - und "o kala nokonoko" - ein Tag, den man in nervöser Erwartung eines Hustenanfalls zubringt.
Eben stolperte ich über den "Aufmupf". Den ich sofort bildlich vor mir sehe.
Und "eigensinnlich". Mhh..

Langer Einkaufssamstag

Etwas ist neben mir. Ich spüre die Bewegung mehr, als dass ich sie sehe. Ohne dass ich berührt werde.
Langsam - nur nicht die Fassung verlieren! - drehe ich den Kopf nach links, nach unten, erblicke etwas dunkles, längliches.
Noch bevor ich es ganz erkannt habe brüllt es schon los.
Als sei dies ein geheimes Zeichen explodiert eine Bewegungswolke neben mir.
Mutter samt Kinderwagen und Vater mit Fotoapparat am Anschlag verlassen den Platz überstürzt.
"Plus Eins... macht Sechs", addiere ich im Kopf.
Während meine vierbeinige Gefährtin hinter mir die Kinder scharenweise zum Heulen bringt.
Der Kinderschreck!
Aber ich muss zugeben, dass ich die lachenden Kinder eh lieber mag.
Ein kleines Mädchen, das sich ganz dicht vor mich stellt, lächelt, "Hallo" sagt und mir ihre Hand hinstreckt.
Ein Junge und ein Mädchen, die mich fasziniert anstarren und sich immer näher an mich heranpirschen, bis sie endlich nah genug sind, dass Papa ein Foto von ihnen und mir machen kann.
Ein Mädchen, das mich anstrahlt. Nichts weiter. Nur dasteht und strahlt.
Und viele andere.
Schade nur, dass es auch Erwachsene gibt.
In Scharen strömen sie rechts und links, und gerade ich, die stundenlang laufen kann ohne irgendetwas mitzubekommen und generell lieber kleine Nebenwege läuft anstatt sich durchs Gewühl zu schlagen, muss nun, durch Sehschlitze eingeengt, alles auf einmal im Blick behalten.
Laufschneisen erspähen, einschätzen, wer sieht mich und macht Platz, wer sieht mich und bleibt erstarrt stehen, wer kreuzt im Eilschritt von links, wer macht Fotos, wo hängt ein Kabel oder Straßenschild niedrig, wo ist ein Loch im Kopfsteinpflaster, ...
Anstrengend aber schön, und erfolgreich beendet, hoffentlich ohne Erkältungsnachspiel, trotz Abendkleid im November.