Dienstag, 15. Juli 2008

Mitternacht in der Bahnstation

Weiblich, ledig, jung sucht... - NEIN, eben nicht!
Dennoch werde ich im Park, auf dem Nachhauseweg, in der U-Bahn, auf dem Fahrrad, ... , immer wieder angesprochen. Männer unterschiedlichsten Alters, Niveaus, kulturellen Hintergrunds.
Neulich Nacht lernte ich nun Carlos kennen.
Nach einer Premiere, nur notdürftig abgeschminkt, mit Blumen und Fahrrad bewaffnet auf dem Weg zur Schauspielerin.
"Darf ich mal riechen?" ... Nein, nicht an meiner Deo-Haarspray-Haarlack - Mischung, sondern an den Blumen.
"Selbst gepflückt?"
Kürzen wir die Sache ab: Gespräch.
Ich erzähle kurz, wie ich an die Blumen kam, Carlos erzählt mir etwas länger, was er mit Blumen verbindet (den mexikanischen Frühling), was er mit dem mexikanischen Frühling verbindet (Heimat, Erwachen, Eros), wie er aus der Heimat nach Deutschland kam (Wirtschaftsinformatikstudium), wie sehr er das Erwachen liebt, - die S-Bahn kommt - und wie er zum Eros steht.
Vom Eros kommen wir zur geistlichen Musik, die er komponiert. Salsa-Tanz und Regen finden auch ihren Platz.
Er erzählt von dieser einen Salsa-Tänzerin, die er beobachtet, mit Blicken verschlingt, von der er träumt, der er seine Musik widmet - mit der er aber nicht sprechen, ausgehen, schlafen möchte. Jedenfalls nicht in der Realität. Einmal schenkte er ihr eines der für sie geschriebenen Lieder, aber mehr Kontakt darf nicht sein. Es gibt sie also noch, die Musen! Und die Träumer.
- Die S-Bahn hält an unserer Station, wir steigen aus, kurze Verständigung über die Richtungen.
Er gibt mir seine Homepageadresse, auf der ich einige Tage später Telefonnummer und Mailadresse vorfinden werde. Sowie den Eindruck, dass dieser versponnene Mensch tatsächlich Wirtschaftsinformatik betreibt. Recht erfolgreich sogar.
Manche Begegnungen kann man nicht so leicht in Schubladen stecken wie andere.