Samstag, 1. Dezember 2007

"Oh wie schön, Gertrude, schau mal!"

Hinter mir eine Art abgesenktes Schwimmbecken, vom Rest des Raumes abgetrennt durch ein halbhohes Mäuerchen. Vor mir prachtvoll gedeckte Rundtische.
Sollte mich nur einer der etwa 80 steinreichen, wohlgekleideten und eifrig smalltalkenden Menschen unaufmerksamerweise anrempeln, ist es aus mit mir.
Wenn ich erstmal kippe, dann kippe ich. Falltechnik ist in diesem Raum unpraktischerweise unmöglich. Dank der angeschnallten Standstelzen könnte ich das Mäuerchen ohne gebrochene Beine überstehen, aber spätestens die Absenkung sowie die Dachschräge dürften mir das Genick brechen. In die andere Richtung sind die Unmengen an Glas das Hauptproblem. Trotzdem meine bevorzugte Fallrichtung. Je mehr Menschen ich unter mir begrabe, desto weicher falle ich.
- Erbauliche Gedanken, während ich bestelzt und maskiert im Abendkleid eine Dinnerparty der stuttgarter Oberschicht veredle. 40 Minuten auf dem Fleck stehen, ohne einen Muskel rühren zu können, aufgrund akuten Platzmangels. Kalte eingeschlafene Muskeln erhöhen die Stelzfähigkeit nicht.
Neben mir ein Kollege, der gegen den Drang einzuschlafen ankämpft - bemerkbar an seinen unregelmäßigen Zuckungen.
Drei weitere Kollegen haben den Alternativspielort gewählt: Auf Schwimmbadboden (kleingekachelt und von einer feinen Wasserschicht überzogen) in Dunkelheit und Kälte stehen, immer in der Hoffnung, beim Posen und Gehen nicht auszurutschen.
"Abenteuerauftritt" als Alternative zum Abenteuerurlaub. Der Adrenalinkick für zwischendurch.

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